BMUV: BMUV-Sofortprogramm Munitionsaltlasten: Startschuss für die Entwicklung der Entsorgungsplattform


Das BMUV startet ein Programm zur Entsorgung von Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee, um Umwelt und Gesundheit zu schützen. Eine neue Industrieanlage soll Altmunition sicher bergen und entsorgen.

Auf einem Industrieinformationstag in Berlin informieren das Bundesumweltministerium (BMUV) zusammen mit der Projektleitung der Seascape GmbH und dem Projektträger Jülich (PtJ) über das BMUV-Sofortprogramm Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee. Die Informationsveranstaltung markiert den informellen Start des Vergabeverfahrens zu „Entwicklung und Bau einer Industrieanlage zur Entsorgung von Munitionsaltlasten auf See“. Mitte September 2024 werden die formalen Ausschreibungen veröffentlicht. Die heutige Veranstaltung richtet sich in erster Linie an die im Bereich der Kampfmittelbergung und -entsorgung tätigen Unternehmen, Anlagenhersteller, Werften, Zulieferer und Ingenieurbüros. Im September 2024 sollen die ersten Bergungsarbeiten im Rahmen der Pilotierung in der Lübecker Bucht aufgenommen werden.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Für unsere Meere stellen Munitionsaltlasten aus den Weltkriegen eine große Belastung dar. Je länger sie am Meeresboden nach und nach verfallen, desto größer wird die Gefahr für die Tiere und Pflanzen in Nord- und Ostsee. Die aktuelle Bundesregierung ist die erste Regierung weltweit, die das Problem der Altmunition vor den eigenen Küsten entschieden und lösungsorientiert angeht. Im Fokus stehen dabei die Vorsorge und der Meeresschutz. Die heutige Veranstaltung ist ein wichtiger Meilenstein. Denn sie markiert den öffentlich sichtbaren ‚Startschuss‘ zum Vergabeverfahren für die Entwicklung und den Bau der industriellen Entsorgungsplattform. Mit deren Hilfe wollen wir weltweit zum ersten Mal Munitionsaltlasten in industriellem Maßstab sicher und umweltgerecht aus dem Meer bergen und direkt auf See vernichten.“

Das Sofortprogramm zur Bergung von Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee ist ein Kernstück der Meeresoffensive der Bundesregierung. Trotz der schwierigen Haushaltslage stehen dem Projekt unverändert Mittel in Höhe von insgesamt 100 Millionen Euro aus Bundesmitteln zur Verfügung. Damit ist der Bund im Sinne der Vorsorge in Vorleistung gegangen, um dieses drängende Thema anzugehen und endlich zur Lösung dieses gigantischen Umweltproblems beizutragen.

Beitragen zur erfolgreichen Entwicklung der Entsorgungsplattform sollen auch die Erkenntnisse aus den Pilotbergungen. Nach der formalen Ausschreibung wurden Mitte Juni 2024 die Aufträge für das Verfahren „Pilotierung Erkundung und Bergung“ vergeben, in dem Technologien zu Erkundung und Bergung von Munitionsaltlasten in der Lübecker Bucht erprobt werden sollen. Damit tritt das Sofortprogramm in seine erste praktische Phase ein, und es werden im Rahmen des Sofortprogramms erstmals Munitionsaltlasten geborgen.

Der heutige Industrieinformationstag markiert im Gesamtprozess einen weiteren bedeutenden Schritt, nämlich den Eintritt in das Vergabeverfahren zu Entwicklung und Bau der Industrieanlage. Darüber hinaus soll die Veranstaltung den Teilnehmenden die Gelegenheit bieten, untereinander in den fachlichen Austausch zu kommen. Zeitgleich mit der Einladung zum Industrieinformationstag erfolgte eine sog. freiwillige EU-Vorinformation‘ auf einschlägiger Internetseite, um potentiellen Anbietern bereits Kenntnis vom ‚anlaufenden‘ Verfahren zu geben.

Bis zu 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Munition aus zwei Weltkriegen liegen nach heutigem Wissen auf dem Meeresgrund, teilweise nur wenige Kilometer von unseren wundervollen Stränden an Nord- und Ostsee entfernt. 2019 gab es den Weckruf aus der Wissenschaft, dass aus den verrostenden Kampfmitteln bereits heute Sprengstoff (TNT) und dessen Abbauprodukte austreten. In Muscheln und Fischen, die in der Nähe von Munitionsfundorten leben, konnten bereits Spuren dieser Stoffe nachgewiesen werden. Damit war der Nachweis erbracht, dass diese Stoffe auf lange Sicht auch in unsere Nahrungskette gelangen könnten. Neben den bekannten Risiken, unter anderem für Fischer, die in ihren Netzen Munitionskörper mit verrosteten, teilweise geöffneten Hüllen finden, oder auch Risiken für die Seeschifffahrt und den Tourismus diskutieren wir seitdem auch das potenzielle Risiko für Meeresumwelt und menschliche Gesundheit.

Hinweis zur Korrektur: Die Pressemitteilung vom 29. August enthielt eine fehlerhafte Information, die inzwischen korrigiert wurde.


29.08.2024

| Pressemitteilung Nr. 105/24

| Meeresschutz



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BMUV: Treibhausgase und Luftschadstoffe 2022


Mit 910 Millionen Tonnen Treibhausgasen gemessen in CO2-Äquivalenten und 6,4 Millionen Tonnen Luftschadstoffe haben private Haushalte und Wirtschaftszweige in Deutschland 2022 die Atmosphäre belastet.

Mit 910 Millionen Tonnen (Mio t) Treibhausgasen gemessen in CO2-Äquivalenten und 6,4 Mio t Luftschadstoffe haben private Haushalte und Wirtschaftszweige in Deutschland 2022 die Atmosphäre belastet. Seit 2010 gehen die Zahlen stetig zurück. Allein die Corona-Jahre 2020/21 bedeuteten einen drastischen Abfall und anschließendes Einschwenken in die vorherige Entwicklung.

Der jährliche Ausstoß und die Entwicklung von Treibhausgasen und Luftschadstoffen über die Jahre sind Gegenstand der Luftemissionsrechnungen, wie sie die Verordnung über die umweltökonomischen Gesamtrechnungen der Europäischen Union in allen Mitgliedstaaten verlangt. Das Statistische Bundesamt liefert hierzu jährlich aktuelle Zahlen, zuletzt für 2022. Die Daten werden differenziert nach Wirtschaftszweigen ausgewiesen, was eine zielgerichtete Steuerung strategischer Maßnahmen zur Rückführung von Emissionen mit unterstützen kann, und nach dem Inländerkonzept abgegrenzt. Das bedeutet, nur die Emissionen von im Inland ansässigen Wirtschaftseinheiten zu berücksichtigen. Gleichwohl sind auch Zahlen nach dem Territorialkonzept sowie gemäß dem Kyoto-Protokoll verfügbar.

Für die Treibhausgase, die einen erheblichen Anteil am fortschreitenden Klimawandel haben, hatte die internationale Staatengemeinschaft sich erstmals im Kyoto-Protokoll von 1997 zu einer stetigen Rückführung des Ausstoßes im Vergleich zu 1990 verpflichtet. Hinsichtlich der Luftschadstoffe sind die EU-Mitgliedstaaten gemäß der Richtlinie über die Reduktion der nationalen Emissionen bestimmter Luftschadstoffe aufgefordert, ihr Luftreinhalteprogramm regelmäßig zu aktualisieren und insbesondere Feinstaubemissionen zu senken.

Den maßgeblichen Anteil an den Treibhausgasen hat das Kohlendioxid (CO2). Es bestimmt damit auch die Rechengröße für den Ausstoß von Treibhausgasen: Die CO2-Äquivalente. Das heißt die Ausstoßmengen der weiteren Treibhausgase wie Methan (CH4), Distickstoffmonoxid (N2O) sowie der fluorierten Treibhausgase werden hinsichtlich ihrer Klimawirksamkeit in CO2-entsprechende Mengen umgerechnet. 91 Prozent der klimawirksamen Treibhausgase trug 2022 in Deutschland das Kohlendioxid mit rund 831 Mio t CO2-Äquivalente bei. Ein Viertel dieser Menge stammt aus privaten Haushalten, der „Löwenanteil“ jedoch aus den unterschiedlichen Wirtschaftszweigen. Die verbleibenden rund 79 Mio t CO2-Äquivalente (9 Prozent) verteilen sich auf Methan, Distickstoffmonoxid und die fluorierten Treibhausgase.

Differenziert stellt sich die Aufteilung zwischen Privathaushalten und Wirtschaftszweigen dar, wenn man die Treibhausgasemissionen nach ihrer Herkunft betrachtet. Zum straßenverkehrsbedingten Kohlendioxid-Ausstoß von rund 148 Mio t trugen die privaten Haushalte 2022 mit 64 Prozent, die Wirtschaft mit nur 36 Prozent bei. Der produktionsprozessbedingte CO2-Ausstoß von rund 45 Mio t fiel erwartungsgemäß zu 98 Prozent in den einzelnen Wirtschaftszweigen und dort maßgeblich beim verarbeitenden Gewerbe an. Auch bei den energiebedingten Emissionen, also jenen, die durch Verbrennungsprozesse zur Erzeugung von Energie entstehen, war den Wirtschaftszweigen mit 82 Prozent oder rund 526 Mio t erwartungsgemäß der Hauptanteil zuzurechnen. Diese Zahl belegt in ihrer absoluten Höhe auch, wo der größte Anteil der Treibhausgase entsteht: Bei der Energieerzeugung aus Verbrennungsprozessen.

Die 2022 in Deutschland freigesetzten Luftschadstoffe von 6,4 Mio t setzten sich im Wesentlichen zusammen aus Kohlenmonoxid (CO) mit 2,7 Mio t, Stickoxiden (NOx) mit 1,5 Mio t und flüchtigen Kohlenwasserstoffen mit 1,1 Mio t. Der Feinstaub trug mit knapp 0,4 Mio t für Partikelgrößen von bis zu 2,5 und bis zu 10 Mikrometer (µm) zur Schadstoffbelastung bei. Rund 30 Prozent aller Luftschadstoffe stellten Emissionen privater Haushalte dar. Eine Einzelbetrachtung nach der Herkunft zeigt, dass bei den straßenverkehrsbedingten Kohlenmonoxid-Belastungen, dem mengenmäßigen Hauptbelastungsfaktor, wiederum die privaten Haushalte 2022 mit 91 Prozent den größten Anteil beitrugen. Bei den produktionsprozessbedingten Kohlenmonoxid-Ausstößen waren es wie erwartet die einzelnen Wirtschaftszweige mit zusammen 98 Prozent. Auch Kohlenmonoxid stellt einen Rückstand aus Verbrennungsprozessen fossiler Energieträger dar.

Ein Blick auf die Entwicklungen zeigt, dass die Feinstaubbelastungen seit 2010 um 29 Prozent (2,5 µm) und 22 Prozent (10 µm) reduziert werden konnten. Bei Kohlenmonoxid waren es 31 Prozent, bei Stickoxiden 27 Prozent. Etwas moderater fällt die Entwicklung bei den Treibhausgasen der Inländer insgesamt aus. Hier betrug der Rückgang in 2022 gegenüber 2010 für Kohlendioxid 16 Prozent, Distickstoffmonoxid 14 Prozent und Methan 25 Prozent. Methan gilt als um ein Vielfaches klimaschädlicher als Kohlendioxid. Für einen Großteil der Methan-Emissionen (75 prozent) ist die Landwirtschaft und Jagd verantwortlich. Hier betrug der Rückgang der Emissionen lediglich 6 Prozent.

Wie sich die Zahlen auf die einzelnen Wirtschaftszweige und Haushalte sowie die unterschiedlichen Treibhausgase und Luftschadstoffe im Einzelnen aufteilen, kann der downloadfähigen Excel-Datei am Ende der Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes vom 7. August 2024 entnommen werden.



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BMUV: BMUV setzt UER-Anrechnungssystem nach Verdachtsfällen aus





30.08.2024