Bangen in Deutschland – und leichte Entspannung in Hochwassergebieten
In Deutschland ist die Hochwasserlage aktuell noch entspannt. Alle Augen richten sich nun auf die Pegelstände der Flüsse. In Österreich, Polen und Tschechien kämpfen die Menschen weiter gegen das Hochwasser an.
Viele Bundesländer in Deutschland beobachten mit Anspannung die Pegelstände der Flüsse. Fest steht: Das Hochwasser in den Nachbarländern wird den Osten Deutschlands treffen. Unklar ist, wie schlimm die Überschwemmungen werden.
Für Sachsen gab es eine vorsichtige Entwarnung. Das Bundesland werde aktuell „vergleichsweise glimpflich davonkommen“, sagte der sächsische Umwelt- und Klimaminister, Wolfram Günther. Die Pegelstände seien niedriger, als es zwischenzeitlich zu befürchten war. Allerdings gebe es noch keine völlige Entwarnung.
Der Pegelstand der Elbe in Sachsen steigt bereits seit Tagen. Das Wasser stand am Pegel Dresden am Vormittag bei knapp 5,90 Metern, wie aus Daten des sächsischen Hochwasserzentrums hervorging. Demnach könnte noch die Alarmstufe 3 erreicht werden, die an dem Pegel ab gut sechs Metern Wasserstand gilt – normal sind 1,42 Meter.
Brandenburg – auf alles eingestellt
Auch Brandenburg rechnet mit Hochwasser. Die Flüsse Lausitzer Neiße, Elbe und Spree sind bereits über die Ufer getreten. Es gilt bislang Hochwasser-Alarmstufe 1 am Pegel der Spree in Spremberg, bei Klein Bademeusel und der Elbe-Stadt-Mühlberg, wie aus dem Hochwasserportal des Landes hervorgeht.
Bei der untersten Alarmstufe 1 von insgesamt vier Stufen beginnen Gewässer übers Ufer zu treten. Tiere und Maschinen sollen aus Überschwemmungsgebieten gebracht und Hochwasserschutzanlagen überprüft werden. Die Regionen treffen erste Vorkehrungen und Krisenstäbe tagten.
An der Oder kann die Lage in den nächsten Tagen noch ernster werden. Dort ist laut Landesamt für Umwelt ab Freitag die Alarmstufe 3 und später sogar 4 möglich – etwa am Sonntag bei Ratzdorf südlich von Frankfurt an der Oder.
Österreich – etwas Entspannung
Die Lage in Deutschlands Nachbarländern hingegen bleibt teils angespannt. In Österreich wurden im stark betroffenen Bundesland Niederösterreich weitere Orte evakuiert. 26 Dörfer waren am Dienstag immer noch von der Außenwelt abgeschnitten. Insgesamt rückte die österreichische Feuerwehr seit Freitag zu 33.000 Einsätzen aus. In einem überfluteten Haus entdeckten Feuerwehrleute ein fünftes Todesopfer. Damit kamen bei den Überschwemmungen in Österreich, Tschechien, Polen und Rumänien insgesamt 19 Menschen ums Leben.
Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sagte, der nachlassende Regen habe am Dienstag „etwas Entspannung“ gebracht. In vielen Regionen gingen die Pegel „Gott sei Dank“ zurück. Das Ausmaß der Schäden sei aber „noch nicht abschätzbar“.
In den kommenden Tagen erwarten die Meteorologen in Österreich zwar nur noch einzelne Regenschauer. Gewarnt wird nun vor drohenden Erdrutschen, weil infolge der Überschwemmungen Erd- und Gesteinsmassen und ganze Berghänge ins Rutschen geraten könnten.
Polen – Bürger in Nysa packen an
Im Südwesten Polens stehen immer noch ganze Landstriche unter Wasser. Nach den neuesten Prognosen wird erwartet, dass die Flutwelle in der Oder am Donnerstag oder Freitag Breslau erreichen wird.
In der Kleinstadt Nysa rund 90 Kilometer südlich von Breslau (Wroclaw) drohte ein Deich zu brechen. In der Nacht halfen viele Bewohner der Stadt den Einsatzkräften, die angegriffene Stelle im Deich mit Sandsäcken zu verstärken. „Auf dem Deich waren etwa 2.000 Menschen: Frauen, Männer, Kinder und Senioren“, sagte Bürgermeister Kordian Kolbiarz dem Radiosender Rmf.fm. Diese hätten eine Menschenkette gebildet, um die Sandsäcke zu transportieren. Die Aktion hatte Erfolg – zumindest vorerst.
Tschechien – an vielen Orten höchste Alarmstufe
In Tschechien gilt an zahlreichen Pegel-Messstationen immer noch die höchste Hochwasser-Alarmstufe. Im nordböhmischen Usti nad Labem (Aussig an der Elbe) nahe der Grenze zu Sachsen wird die Scheitelwelle der Elbe erst am Dienstagabend erwartet. In Südböhmen droht der rund sechs Quadratkilometer große Rosenberg-Fischteich überzulaufen, was die Lage entlang der Luznice (Lainsitz) dramatisch zuspitzen würde. Die Feuerwehr ist im Dauereinsatz.
Rumänien – Beginn der Aufräumarbeiten
In den Überschwemmungsgebieten im Osten Rumäniens sind mittlerweile Aufräumarbeiten im Gange. Etwa 6.000 Häuser in zumeist abgelegenen Dörfern waren von den Fluten erfasst worden. Viele wurden völlig zerstört. Tausende Menschen haben all ihren Besitz verloren. Vielerorts muss Wasser abgepumpt und Schlamm beseitigt werden.
Die Feuerwehrzentrale schickte aus dem ganzen Land 1.000 zusätzliche Helfer in die Region. Im Einsatz sind außerdem hunderte Soldaten. Geplant ist zudem, dass Strafgefangene aus dem Hochsicherheitsgefängnis von Galati zum Helfen herangezogen werden.