BMUV: AI Conference des BMUV: Nachhaltige KI für und in Europa
Die AI Conference vom BMUV wurde der zeitaktuellen Entwicklung der Künstlichen Intelligenz im Kontext der Nachhaltigkeit gewidmet. Diskutiert wurden praktische Beispiele und Trends, Herausforderungen und strategische Lösungen.
Die international besetzte AI Conference des BMUV zeigte, wie Künstliche Intelligenz (KI) für den Umwelt- und Klimaschutz wirken und zugleich selbst nachhaltiger gestaltet werden kann. Rund 180 Fachleute aus KI-Entwicklung, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft diskutierten aktuelle Fragen aus den Bereichen KI für Nachhaltigkeit und nachhaltige KI. Dr. Susanne Lottermoser, Abteilungsleiterin Transformation – Digitalisierung, Circular Economy, Klimaanpassung im BMUV, und Dr. Constanze Haug, Geschäftsführerin der ZUG gGmbH, haben heute in Berlin die AI Conference des BMUV eröffnet.
Susanne Lottermoser forderte dabei mehr Transparenz über Ressourcen- und Energieverbräuche beim Einsatz von KI: „KI-Technologien entwickeln sich rasant und sind mittlerweile fester Bestandteil unseres Alltags. Für uns stehen die Potenziale von KI für den Umwelt- und Klimaschutz und die nachhaltige Ausgestaltung der Technologie im Fokus. Durch die Verwendung immer größerer KI-Modelle, wie beispielsweise große Sprachmodelle, steigen die Anforderungen an den Betrieb von Rechenzentren. Aber auch in der Hardwareherstellung und bei der Kühlung von Rechenzentren kommen Energie- und Ressourcenverbräuche hinzu, die bislang in der politischen Debatte zu wenig thematisiert werden. KI kann Ressourcen verbrauchen, aber wir müssen Kosten und Nutzen abwägen können. Unser Ziel ist es, nachhaltige KI für und in Europa zu stärken. Ein wesentlicher Faktor hierbei ist der Zugang zu validen Verbrauchsdaten.“
Auf der AI Conference wurden aktuelle Trends nachhaltiger KI diskutiert und Beispiele aus der Praxis vorgestellt. Constanze Haug, Geschäftsführerin der Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH, stellte die Bedeutung konkreter Initiativen bei der praktischen Umsetzung von KI-Strategien hervor. „Wir benötigen positive Beispiele für nachhaltige KI-Anwendungen und KI, die Nachhaltigkeit unterstützt. Dabei gilt es, dass Unternehmen und die Forschung KI verantwortungsbewusst einsetzen und dass die Zivilgesellschaft an ihrem Einsatz beteiligt wird. Dies leisten die von uns betreuten KI-Initiativen auf vorbildliche Weise: Die KI-Ideenwerkstatt unterstützt Umweltschutzorganisationen beim konkreten KI-Einsatz. Der Green-AI Hub Mittelstand treibt KI-Lösungen für mehr Ressourceneffizienz in Unternehmen voran. Und die KI-Leuchttürme fördern KI-Lösungen für Klima- und Naturschutz. Bisher haben wir im Auftrag des BMUV über 60 einzelne Projekte auf den Weg gebracht. An diesem Transformationsprozess mitzuwirken, macht uns sehr stolz.“
Die Diskussionen auf der AI Conference verdeutlichten, dass aktuell valide Daten fehlen, um den positiven wie auch negativen Effekt von KI auf Umwelt und Klima genau zu messen. Hier müsse nicht nur der Energieeinsatz, sondern der gesamte Lebenszyklus und der tatsächliche Klima- und Ressourcenabdruck von KI betrachtet werden. Als eine besondere Herausforderung wurde die Steigerung der Effizienz aktueller und künftiger Infrastruktur identifiziert. Emma Strubell, Assistent Professor an der Carnegie Mellon University Pittsburgh, sagte in ihrer Keynote: „AI practitioners should be mindful of energy sources powering their compute. The exact breakdown of energy sources and thus carbon footprint varies widely based on geographic location. The same is true of in-house resources; with today’s renewable resources and grid technology, it is simply not possible for all regions to source renewable energy all of the time.“
Im Fokus stünden insbesondere Rechenzentren, aber auch Innovationen im Bereich Rechnerarchitektur und Hardware sowie fundamentale Fragen verantwortungsvoller Technikgestaltung der für KI genutzten IT-Infrastruktur. Als Beispiel stellte sich auf der AI Conference unter anderem das KI-Leuchtturmprojekt DC2HEAT vor, das den Einsatz von KI für mehr Energieeffizienz in Rechenzentren untersucht.
Ein Panel beschäftigte sich mit der nachhaltigen Gestaltung der KI-Verordnung der Europäischen Union. Nachdem diese am 1. August 2024 offiziell in Kraft getreten ist, geht es jetzt um die Umsetzung. Dass die Verordnung erstmalig gesetzliche Transparenzvorgaben hinsichtlich des Energieverbrauchs großer KI-Modelle macht, kann aus Umweltsicht als Erfolg gewertet werden. Die Vorgaben betreffen allerdings nicht den gesamten Lebenszyklus von KI-Anwendungen, sondern lediglich die Phase der Entwicklung. Die Umweltwirkungen von KI gehen weit darüber hinaus, Energieverbräche entstehen vor allem bei der Anwendung großer Modelle. Hier seien Standards notwendig, die den Verbrauch von Strom und Rohstoffen in den Blick nehmen und die ressourceneffiziente Entwicklung und Anwendung fördern.
Weitere Sessions tauchten ein in die Entwicklung nachhaltiger KI durch sparsame Sprachmodelle, effizientes Programmieren und Hardware-Co-Design. Der Green-AI Hub Mittelstand des BMUV diskutierte über die zehn goldenen Regeln für Grüne KI, die in Kürze vorgestellt werden und Basis für die nachhaltige KI-Entwicklung sein sollen. Auf dem Abschlusspanel wurden neben den Herausforderungen auch Chancen für die KI-Entwicklung zu einer „nachhaltigen KI made in Europe“ diskutiert.
Die AI Conference 2024 fand im Rahmen der vier KI-Initiativen des BMUV statt: der Förderinitiative KI-Leuchttürme, der KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz, dem Green-AI Hub Mittelstand, sowie dem Anwendungslabor für KI und Big Data am Umweltbundesamt. Das Umweltressort unterstützt im Rahmen der KI-Strategie der Bundesregierung mit rund 150 Millionen Euro verschiedene KI-Maßnahmen für den Umwelt- und Klimaschutz.