Hochwasser an der Oder: Überflutungsgefahr wächst
Die Scheitelwelle des Oder-Hochwassers bewegt sich auf Brandenburg zu. Bei Ratzdorf wurde die zweithöchste Alarmstufe ausgerufen. Dort liegt der Pegel bereits bei 5,60 Meter. Der Höchststand steht aber noch bevor.
Die Pegelstände der Oder in Brandenburg steigen weiter an. Am Dienstagmorgen kam der Wert in Ratzdorf (Oder-Spree) über die Marke von 5,60 Metern. Nach Angaben des Brandenburger Landesumweltamts gilt für den Abschnitt zwischen Ratzdorf und Brieskow-Finkenheerd damit die zweithöchste Alarmstufe 3. Das bedeutet: Einzelne Grundstücke, Straßen oder Keller können überflutet werden. Deichläufer sind dann im Dauereinsatz, um die kilometerlangen Schutzanlagen zu kontrollieren und Schäden zu melden.
Bereits am Nachmittag gegen 15 Uhr wird mit der höchsten Alarmstufe gerechnet, die bei einem Pegel von 5,90 Metern ausgelöst wird. Dabei geht es den Angaben des Landes zufolge um die Katastrophenabwehr, dazu gehört die Vorbereitung von Evakuierungen. Es könnten größere Flächen überflutet werden – auch in bebauten Gebieten. Unter Umständen bestehe „Lebensgefahr“.
Mit dem höchsten Pegelstand rechnen die Behörden am Mittwoch, wie eine Sprecherin der Kreisverwaltung Oder-Spree mitteilte. Prognosen sagen über 6 Meter vorher. Die Wassermassen bleiben voraussichtlich einige Tage: Mit einem Unterschreiten der Alarmstufe 4 rechnen die Behörden erst am Freitag. Ratzdorf liegt am Zusammenfluss von Oder und Neiße etwa 40 Kilometer südlich von Frankfurt (Oder). Für den Abschnitt des Pegels Frankfurt (Oder) wird das Erreichen der Alarmstufe 3 für 17 Uhr am Dienstag erwartet.
Schutzwand, Deichläufer und Sandsäcke
In Ratzdorf wurde am Montag bereits eine 152 Meter lange Schutzwand errichtet. Die Landkreise Oder-Spree und Märkisch-Oderland haben bereits Katastrophenschutzstäbe gebildet. Es sind bereits Deichläufer an mehreren Stellen im Einsatz.
Das Technische Hilfswerk (THW) trifft seit Tagen Vorkehrungen, um das Hochwasser an der Oder zu bekämpfen. In Eisenhüttenstadt befüllen seit Montag 60 THW-Kräfte aus den Regionalbereichen Frankfurt (Oder) und Berlin Tausende Sandsäcke. Das THW hatte dazu mit schwerem Gerät wie Radladern am Wochenende eine Sandsack-Befüllstelle für den Oder-Spree-Bereich vorbereitet.
1997 drohte das Örtchen Ratzdorf bei einem Oder-Hochwasser unterzugehen. Das Dorf war damals nicht durch einen Deich geschützt. Das Pegelhäuschen auf einem Sockel am Oderufer in Ratzdorf, das plötzlich mitten in den Fluten stand, ist seitdem deutschlandweit bekannt. Im Juli 1997 war ein Pegelstand von fast 6,90 Metern gemessen worden. In den Hochwasserschutz an der Oder sind seitdem mehrere Millionen Euro gesteckt worden.
+++ Zweithöchste Alarmstufe in Ratzdorf erreicht +++ Frankfurt (Oder) geht gegen Hochwassertourismus vor +++
+++ Zweithöchste Alarmstufe in Ratzdorf am Zusammenfluss von Oder und Neiße erreicht +++ Frankfurt (Oder) verbietet Hochwassertourismus +++ Märkisch-Oderland aktiviert Deichläufer und Katastrophenschutzstab +++ Weitere News im Livetickermehr
Hochwassertourismus in Frankfurt (Oder) wird geahndet
Die Stadt Frankfurt hat derweil zum Schutz der Deiche das Betreten der Anlagen untersagt. In den vergangenen Tagen seien Hunderte Schaulustige zum Oderufer gekommen, um den langsam ansteigenden Wasserpegel zu verfolgen, begründete die Stadtverwaltung den Schritt. Nun dürfen die Deiche nur noch von Einsatzkräften im Zuge der Hochwasserbekämpfung betreten oder befahren werden. Wer gegen das Verbot verstößt, muss nach Angaben eines Stadtsprechers mit einer Strafe ab 50 Euro rechnen.
Dem Lagezentrum des Landesamtes für Umwelt bereiten nach eigenen Angaben „Souvenirjäger“ Sorgen. Teile an der Spundwand in Frankfurt seien gestohlen worden, hieß es. Die Polizei wurde darum um verstärkte Kontrollen gebeten.
Sendung: radioeins vom rbb, 24.09.2024, 7 Uhr