Tausende Freiwillige helfen in spanischen Katastrophengebieten
Mit Schaufeln bewaffnet machen sie sich auf den Weg in die zerstörten Gebiete: Die Hilfsbereitschaft von Freiwilligen in Spanien ist angesichts der Flutkatastrophe groß. Das sorgt bei Einsatzkräften nicht nur für Begeisterung.
Der Reisebus, der in Valencia ankommt, ist dreckig. Rund fünfzig Menschen steigen aus, die Klamotten voller Schlamm, Plastiktüten um die Schuhe gewickelt. Im Gepäckfach des Busses sind statt Koffern unzählige Schaufeln und Besen, braun vom Schlamm.
Der Bus kommt aus einem der von der Flut zerstörten Gebiete. Er brachte freiwillige Helfer und Helferinnen dorthin. Auch Student Elias ist einer von ihnen. Er hat noch Schlammspritzer im Gesicht. Man müsse einfach helfen, sagt er.
Die Solidarität ist riesig. Tausende Menschen machen sich auf den Weg in die betroffenen Orte – erst zu Fuß, mittlerweile auch in Bussen. Denn so viele Freiwillige müssen erst einmal koordiniert werden. An einer zentralen Sammelstelle werden sie in Gruppen eingeteilt, mit Schaufeln ausgestattet und mit den Bussen losgeschickt.
„Die Euphorie wird nachlassen“
Maria Paz Ramos ist Vizepräsidentin der Freiwilligenplattform. Sie ist stolz darauf, was sie schon geschafft haben. Aber sie sorgt sich, wie lange die Hilfsbereitschaft anhalten wird: „Die Euphorie jetzt, in der heißen Phase ist groß, doch sie wird nachlassen.“
Immer wieder kommt es auch zu Konflikten zwischen den offiziellen Einsatzkräften und den Freiwilligen. Sie würden die Wege versperren, lauten die Vorwürfe. Bei den Helfern und Helferinnen kommt das nicht gut an. Sie würden kommen, um zu helfen, nicht um zu behindern oder Fotos zu machen, sagt Malena.
Sie ist gerade von ihrem Einsatz zurückgekommen und weiß, wie wichtig ihre Hilfe ist. Es seien die freiwilligen Bürger und Bürgerinnen, die die notwendige Hilfe brächten, nicht die Regierung, so ihr Vorwurf.
Die Suche nach Überlebenden
10.000 Polizisten und Soldaten schickte Ministerpräsident Pedro Sánchez in die Katastrophengebiete. Sie sollen die Straßen freiräumen und nach Vermissten suchen. Vor allem in Tiefgaragen und Tunneln wird noch nach Überlebenden gesucht, dazu sind auch Polizeitaucher im Einsatz. Ein anderes Problem vor Ort sind Plünderungen: Die Polizei nahm schon mehr als 80 Personen deswegen fest.
Am Sonntag entlud sich die ganze Wut der Menschen über das Krisenmanagement der Behörden beim Besuch des spanischen Königsbesuchs in Paiporta. Im Regionalfernsehen war zu sehen, wie Hunderte von wütenden Menschen Felipe VI. und seine Frau Letizia mit Schlamm bewarfen und beschimpften.
Am Ende gingen die Monarchen gegen den Rat des Sicherheitspersonals auf die Protestierenden zu. Mit Schlamm an Kleidung und im Gesicht versuchten sie, die Leute zu beruhigen. Die Menschen sagten, sie bräuchten mehr Hilfe. Solche Szenen habe es, so sagte ein TV-Kommentator, bei einem Besuch eines Königspaars bislang noch nicht gegeben.