BMUV: Materialkonten – eine „Umweltbilanz“ für Deutschland


Für die Produktion von Konsum- und Investitionsgütern werden Rohstoffe aus der Umwelt entnommen. Aus den hergestellten Waren entstehen umfangreiche physische Im- und Exportflüsse, die in der Umweltbilanz gegenübergestellt werden.

Mensch und Umwelt verbindet eine vielfältige und dynamische Wechselbeziehung. Für die Produktion von Konsum- und Investitionsgütern werden Rohstoffe aus der Umwelt entnommen. Daraus und aus den hergestellten Waren entstehen umfangreiche physische Im- und Exportflüsse. Das Statistische Bundesamt bilanziert diese zusammen mit der Abgabe von Rest- und Schadstoffen in die Umwelt.

Der neuen unternehmerischen Nachhaltigkeitsberichterstattung, können als staatliches Pendant seit mehr als 30 Jahren zumindest teilweise die amtlichen Materialflussrechnungen gegenübergestellt werden. Während Erstgenannte Transparenz hinsichtlich der Wechselwirkungen zwischen Umwelt und einzelwirtschaftlicher, unternehmerischer Tätigkeit aufzeigen, bilden Letztgenannte die gesamtwirtschaftlichen Zu- und Abgänge in und aus den Produktions- sowie Vertriebsprozessen, unter anderem aus und in die Umwelt, nach. Abgebildet werden die entsprechenden Flüsse in Tonnen, nicht in monetären Werten.

2022 hat der Direct Material Input (DMI) oder Gesamtzufluss an Material in die deutsche Wirtschaft mit 1.529 Millionen Tonnen den tiefsten Stand seit der ersten Erfassung 1994 erreicht. Er ist gegenüber 2021 um fast 100 Millionen Tonnen (6 Prozent) zurückgegangen. Der Umwelt entnommene Rohstoffe aus dem Inland (935 Millionen Tonnen) und Ausland (287 Millionen Tonnen) bildeten mit 80 Prozent den größten Anteil der Materialzuflüsse. Sie sorgten zugleich mit 92 Millionen Tonnen weniger als noch 2021 aber auch für den deutlichen Abfall des DMI.

Für die inländische Konsum- und Investitionsnachfrage, die Domestic Material Consumption (DMC), wurden davon 1.143 Millionen Tonnen verwendet. Die übrigen 386 Millionen Tonnen der ausgeführten Rohstoffe, Halb- und Fertigwaren stellt wieder das Niveau der Jahre 2007 bis 2014 dar.

Der Eigenanteil an Rohstoffen sowie deren Anteil am Import von 50 Prozent, vorrangig Erzen und fossilen Energieträgern, zeigt, wie sehr Deutschlands Wirtschaft auf die Ressource „Umwelt“ im In- und Ausland angewiesen ist. Der Export ist demgegenüber durch Halb- und Fertigwaren geprägt (insgesamt 75 Prozent), das Materialkonto spiegelt hier den Fokus unserer Wirtschaft auf der Herstellung (hoch)verarbeiteter Güter für die Auslandsnachfrage wider.

Wie sich der Rohstoffanteil aus dem In- und Ausland am DMI zusammensetzt, schlüsseln weitere Auswertungen auf. Für die biotischen Rohstoffe, das heißt knapp ein Viertel der inländisch der Umwelt entnommenen Rohstoffe, bedeutet das die Aufschlüsselung in Getreide, Rüben, Kartoffeln, Gemüse, Obst, ölhaltige Früchte, Nadel- und Laubholz, Fische, Krabben oder erlegte Wildtiere. Gut 60 Prozent der inländischen Rohstoffe bilden die Steine, Erden und Minerale.

Das Einbringen, Weiterverarbeiten und Nutzen der Rohstoffe und Waren in den nationalen Wirtschaftskreislauf setzt regelmäßig auch Material, Rohstoffe und Gase in die Umwelt frei. Das sind insbesondere an die Luft abgegebene Treibhausgase wie Kohlendioxid und Methan zuzüglich Luftschadstoffe wie Kohlenmonoxid, Stickoxide und Schwefeldioxid aus Verbrennungs-, Industrie- und Atmungsvorgängen. Aber auch mit dem Abwasser emittierter Stickstoff und Phosphor oder bei der Bewirtschaftung anfallende Dünge- und Pflanzenschutzmittel, bis hin zum Reifen- und Bremsabrieb im Straßenverkehr.

Die Abgabe von Treibhausgasen, vornehmlich CO2 und Luftschadstoffen an die Luft erzeugt mit 95 Prozent oder knapp einer Milliarde Tonnen den größten Anteil der sogenannten „verwerteten Abgabe“ zurück an die Umwelt. Ergänzend trägt Wasserdampf aus Verbrennungs-, Atmungs- und Transpirationsprozessen als verwertete Abgabe von Gasen zum Eintrag aus Wirtschaftskreisläufen zurück in die Umwelt bei. Ihre Abbildung in den Materialkonten wird erforderlich, um diese Form der gesamtstaatlichen „Umwelt-Bilanz“ ausgleichen zu können. Diese Stoffe aus der Natur waren zuvor in Rohstoffen oder Waren gebunden oder der Natur – in gegebenenfalls anderer chemischer Zusammensetzung – für den Herstellungsprozess von Waren entzogen worden.

In gewichtsmäßig ungefähr gleicher Größenordnung wie die Treibhausgase, nämlich mit gut einer Milliarde Tonnen, trägt die wirtschaftliche Tätigkeit aktuell zur nichtverwerteten inländischen Abgabe von Rohstoffen in die Natur bei. Das meint Abgaben, ohne dass die darin enthaltenen Stoffe oder Materialien zuvor in den Produktions- oder Konsumprozess eingeflossen sind. So ist das zum Beispiel bei Abraummaterial anlässlich des Braunkohleabbaus, nicht verwerteter Biomasse oder Baggergut der Fall.

Weitere Einzeldaten zu den gesamtwirtschaftlichen Materialflüssen veröffentlicht das Statistische Bundesamtes auf seiner Homepage.



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