Macron besucht durch Wirbelsturm „Chido“ zerstörtes Mayotte
Auf Mayotte läuft die Suche nach Überlebenden des verheerenden Wirbelsturms weiter. Frankreichs Präsident Macron versprach bei seinem Besuch den Wiederaufbau. Doch er musste sich auch Vorwürfe anhören.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat nach den schweren Verwüstungen durch den Zyklon „Chido“ auf der Insel Mayotte einen schnellen Wiederaufbau versprochen. Er wolle das Überseegebiet vor der Südostküste Afrikas „nach neuen Kriterien“ wieder aufbauen, erklärte der Staatschef bei seinem Besuch in Mayotte.
Den Bewohnern sprach er Mut zu. „Wir werden zusammen wieder aufstehen“, schrieb Macron nach seiner Ankunft auf der Insel vor der Südostküste Afrikas im Onlinedienst X. Für Montag rief der Präsident Staatstrauer aus. Alle Franzosen seien aufgerufen, um 11 Uhr Ortszeit der Opfer in Mayotte zu gedenken.
Zahl der Toten könnte weiter steigen
Vergangene Woche war der Wirbelsturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 220 Kilometern pro Stunde über die Inselgruppe hinweggefegt und hatte schwere Verwüstungen angerichtet. Ersten Angaben des französischen Innenministeriums zufolge wurden mindestens 31 Menschen getötet. Regierungsvertreter gehen aber davon aus, dass diese Zahlen noch steigen werden. Rund 2.000 Bewohner wurden demnach verletzt.
Einige Schätzungen gehen von Hunderten oder gar Tausenden Toten aus. Rettungskräfte suchen in den Trümmern verwüsteter Slums nach wie vor nach Überlebenden. Auch das Krankenhaus in der Hauptstadt soll schwer beschädigt sein. Ein Feldlazarett soll bis Anfang nächster Woche einsatzbereit sein.
Das Trinkwassernetz soll bei dem Sturm ebenfalls Schaden genommen haben. Es funktioniere nur zu 50 Prozent und möglicherweise nur schlecht, sagte der französische Überseeminister François-Noël Buffet dem Radiosender Europe 1.
Lebensmittel und Hygieneartikel an Bord
Macron landete mit rund 20 Ärzten, Krankenpflegern und Zivilschutzmitarbeitern auf dem Flughafen Dzaoudzi in Mayotte. Macrons Flugzeug hatte auch vier Tonnen Lebensmittel und Hygieneartikel an Bord. „Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, damit Sie Wasser, Nahrung und Strom haben“, sagte Macron vor Inselbewohnern. Er sagte zu, die Telefonverbindungen in Mayotte „in den kommenden Tagen“ wiederherzustellen.
Bei seinem Besuch schlug Macron Kritik wegen staatlicher Versäumnisse entgegen. Eine Krankenpflegerin beklagte dem Präsidenten gegenüber, die Menschen in Mayotte seien nicht hinreichend vor dem Wirbelsturm gewarnt worden.
Macron verwahrte sich gegen Vorwürfe, der französische Staat habe beim Umgang mit der Katastrophe „aufgegeben“. Zudem kündigte er einen Entschädigungsfonds an, über den auch nicht versicherten Menschen Hilfsleistungen zukommen sollen.
Frucht vor Cholera-Epidemie
Nach Angaben der französischen Behörden wurde am Mittwoch mit der Verteilung von 23 Tonnen Wasser begonnen. In Mayottes Hauptstadt Mamoudzou standen die Menschen nach Angaben der Nachrichtenagentur AP Schlange, um Wasser zu holen, oder warteten darauf, ihre Telefone aufzuladen. Andere standen stundenlang vor funktionierenden Tankstellen an. Die französische Regierung setzte Gendarmen und andere Sicherheitskräfte ein, um die Ausgabestellen für Lebensmittel zu sichern.
Gesundheitsministerin Geneviève Darrieussecq sah das Risiko einer Cholera-Epidemie auf der Inselgruppe. Erst in diesem Jahr war es hier zu einem Ausbruch eines hochgradig arzneimittelresistenten Stammes gekommen.