Mayotte: Präfekt geht nach Zyklon von Hunderten Toten aus
Die Folgen des Wirbelsturms „Chido“ auf der Inselgruppe Mayotte im Indischen Ozean sind offenbar dramatisch schlimmer als zunächst angenommen. Es könnte Hunderte Todesopfer geben. Das Ausmaß der Schäden ist noch unklar.
Im französischen Überseegebiet Mayotte sind durch den Wirbelsturm „Chido“ laut Medienberichten offenbar viele Menschen ums Leben gekommen. Der örtliche Präfekt François-Xavier Bieuville sagte dem Sender Mayotte la 1ère, auch einen Tag nach dem Sturm gebe es noch immer keine finalen offiziellen Todeszahlen. Er fügte aber hinzu: „Ich denke, dass es sicherlich mehrere hundert sind.“ Möglicherweise seien auch Tausend Menschen bei dem Unwetter ums Leben gekommen. Mehr als 250 Menschen seien verletzt worden.
Das französische Überseegebiet Mayotte liegt im Indischen Ozean etwa zwischen der Küste von Mosambik und dem Inselstaat Madagaskar.
Schlimmster Sturm seit 90 Jahren
Nach Einschätzung der örtlichen Verwaltung war „Chido“ der schlimmste Zyklon seit 90 Jahren. Bieuville sagte, die größte Verwüstung habe es in den aus Metallhütten bestehenden Slums von Mayotte gegeben. Die bislang offizielle Zahl der Toten sei „nicht plausibel, wenn man die Bilder von den Slums sieht“, sagte er. Etwa 100.000 Menschen, die überwiegend in diesen Blechhütten lebten, sollen laut Behörden in Notunterkünften untergebracht werden.
Das französische Überseegebiet liegt im Indischen Ozean zwischen der Küste des südostafrikanischen Landes Mosambik und dem Inselstaat Madagaskar. Insgesamt leben etwa 300.000 Menschen auf zwei Hauptinseln.
Auch Flughafen und Krankenhaus betroffen
Der Bürgermeister der Inselhauptstadt Mamoudzou, Ambdilwahedou Soumaila, berichtete im Sender BFMTV über enorme Schäden. Straßen seien blockiert und einige Gebiete abgeschnitten. Tausende Haushalte waren Berichten zufolge ohne Strom. Auch am örtlichen Flughafen und am Hauptkrankenhaus gab es nach Angaben der französischen Regierung Schäden. Die örtlichen Behörden hatten die Menschen dazu aufgerufen, wegen des schweren Zyklons in einer soliden Behausung Schutz zu suchen und nicht nach draußen zu gehen.
Luftbrücke geplant
Frankreich entsandte Rettungskräfte und Feuerwehrleute nach Mayotte, unter anderem aus dem nahegelegenen französischen Außenterritorium Réunion. Der Präfekt von Réunion, Patrice Latron, teilte mit, es sei eine Luft- und Seebrücke von dort nach Mayotte geplant. Etwa 800 weitere Rettungskräfte sollten in den kommenden Tagen entsandt werden, zudem sollen mehr als 80 Tonnen Hilfsgüter eingeflogen worden oder auf dem Weg sein. Zu den Prioritäten gehöre es, die Stromversorgung und den Zugang zu Trinkwasser wiederherzustellen, sagte Latron. Auch per Schiff wurde Hilfe geliefert. Aufgrund von Schäden am Kontrollturm des örtlichen Flughafens konnten nur Militärflugzeuge dort landen.
„Mayotte ist zerstört“
Nach Angaben des französischen Wetteramts hatte der Zyklon Windgeschwindigkeiten von mehr als 220 Kilometern pro Stunde. Örtliche Bewohner berichteten, dass viele Bäume entwurzelt worden seien. Boote seien gekentert oder untergegangen. Der Bewohner Chad Youyou in Hamjago im Norden von Mayotte postete Videos auf Facebook, in denen schwere Schäden in seinem Dorf und in der Umgebung zu sehen waren. „Mayotte ist zerstört … wir sind zerstört“, berichtete er.
Zyklon zieht weiter nach Mosambik
Der Zyklon ist inzwischen in Mosambik auf dem afrikanischen Festland an Land getroffen. Dort als erstes erfasst wurde nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks UNICEF die Provinz Cabo Delgado, wo rund zwei Millionen Menschen leben. Viele Häuser, Schulen und Gesundheitseinrichtungen sollen zum Teil oder ganz zerstört worden sein. Gemeinden würden womöglich wochenlang von Schulen und Gesundheitseinrichtungen abgeschnitten sein, sagte UNICEF-Sprecher Guy Taylor. Die Behörden warnten vor hoher Erdrutschgefahr.
Die Länder Malawi und Simbabwe haben sich ebenfalls auf „Chido“ vorbereitet.