Studie: Junge Menschen in Deutschland trotz Krisen zufrieden
Seit Ende der Pandemie geht es Kindern und Jugendlichen in Deutschland deutlich besser. Gleichzeitig sorgen sich laut einer Studie mehr junge Menschen um die Zukunft. Und jedes fünfte Kind erlebt Diskriminierung im Alltag.
Es klingt erstmal überraschend: Trotz der bedrückenden Weltlage, der Kriege, der Bedrohung durch den Klimawandel, ist ein Großteil der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland zufrieden mit dem eigenen Leben. Das geht aus der aktuellen Studie des Deutschen Jugendinstituts „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ (AID:A) hervor. Darin gaben 92 Prozent der befragten 12- bis 32-Jährigen im Jahr 2023 an, ein positives Lebensgefühl zu haben.
„Seit dem Ende der Pandemie geht es Kindern und Jugendlichen deutlich besser“, fasst DJI-Forschungsdirektorin Susanne Kuger zusammen. Die meisten jüngeren Kinder gaben zum Zeitpunkt der Befragung an, in den vergangenen Wochen Spaß gehabt und gelacht zu haben. Jugendliche seien im Vergleich zu Pandemie-Zeiten wieder sozial aktiver, die Einsamkeitswerte seien nach den Lockdown-Phasen wieder gesunken. „Gleichzeitig gibt es aber langfristig tatsächlich den Trend, dass junge Menschen sich deutlich mehr Sorgen um ihre Zukunft machen, dass sie sehr häufig einsam sind, dass sie Hilfsangebote in Anspruch nehmen müssen“ erklärt Kuger. Der Studie zufolge nehmen acht Prozent der jungen Menschen unter 18 ein psychotherapeutisches Angebot in Anspruch, im jungen Erwachsenenalter ist die Ziffer noch höher.
Rund die Hälfte der jungen Menschen erlebt Diskriminierung
Dass ein Großteil der Kinder und Jugendlichen ein positives Fazit über ihre Situation zieht, bedeutet nicht, dass sie im Alltag keine negativen Erfahrungen machen. Auffällig ist: Fast jeder zweite junge Mensch mit Migrationshintergrund erlebt häufig Diskriminierung, ebenso hoch ist die Quote bei Menschen mit einer körperlichen oder psychischen Behinderung. Andere fühlen sich aufgrund des Geschlechts, des Gewichts oder der schlechten finanziellen Situation der Familie diskriminiert. „Kinder aus armen Familien können nicht so ganz mithalten, können an vielen Aktivitäten nicht teilnehmen und fühlen sich deshalb ausgeschlossen“, so Kuger.
Viele negative Erfahrungen sind mit den Sozialen Medien verknüpft. So gaben fünf Prozent der jungen Menschen an, ein- bis zweimal pro Woche über das Internet, über das Handy beleidigt zu werden. „Das sind viel zu viele“, urteilt Susanne Kuger vom DJI. „Da müssen wir wirklich dran arbeiten, wie wir die Jugendlichen stärken können, dass diese negativen Erfahrungen nicht weiter auf das Wohlbefinden drücken.“
Bildungsgrad wirkt sich aufs politische Engagement aus
Ein gutes Familienklima und Freunde gehören zu den wichtigsten Faktoren für das Wohlbefinden junger Menschen, zeigt die Studie. Darüber hinaus spielen auch Kita und Schule eine wichtige Rolle, nicht nur als Orte des Lernens, sondern als soziale Orte, an denen die Kinder Autonomie erleben können, so Kuger. Je höher der Bildungsgrad, desto stärker engagieren sich junge Menschen politisch.
Die Studie zeigt auch: Viele Jugendliche schauen zwar positiv in die Zukunft. Mit zunehmendem Alter sinkt jedoch der Anteil derer, die Vertrauen haben in die Institutionen, in die Bundesregierung etwa, oder in die EU. Das stimmt auch die Studien-Autoren bedenklich. „Das sind durchaus Tendenzen, bei denen man aufpassen muss und dem man sich widmen muss“, sagt Susanne Kuger. „Ich glaube, Jugendliche müssen wieder feststellen, dass die Erwachsenengeneration unsere Gesellschaft im Griff hat, dass wir wissen, wo es hingeht, dass wir Lösungsansätze für die großen Probleme haben, vor denen wir stehen.“