Wetterextreme sorgen für steigende Kaffeepreise


Stand: 03.12.2024 12:12 Uhr

Schlechte Nachrichten für alle Kaffeeliebhaber: Kaffee ist so teuer wie seit 50 Jahren nicht mehr. Und die Preise werden in Zukunft wohl noch weiter steigen – aus mehreren Gründen.

In Brasilien und in Vietnam wird viel Kaffee angebaut. Arabica und Robusta-Bohnen. Beide Sorten zusammengenommen und die entsprechenden Mischungen machen mehr als 90 des gesamten Kaffeevolumens aus. Das Problem: Die Kaffeepflanzen sind ziemlich empfindlich. Hohe Temperaturen, extreme Temperaturschwankungen, Trockenheit und Starkregen: Das alles vertragen Kaffeepflanzen nicht gut.

Dürre und Überschwemmungen treiben die Preise

Nun gab es in Brasilien zuletzt eine starke Hitzeperiode. Was folgte, war eine große Dürre, und auch Überschwemmungen. In Vietnam gab es schwere Überflutungen. Die Folgen sind dramatisch, so Thomas Benedix von Union Investment. „Gerade in Vietnam ist durch die Überschwemmungen ein Teil der Ernte vernichtet worden, so dass die Exporte aus Vietnam deutlich unter einem Fünf-Jahres-Schnitt sind.“

Man kann sogar noch weitergehen: Durch die zunehmend extremen Wetterverhältnisse wird die weltweite Kaffeeernte beeinträchtigt. „Es gibt zunehmend Niederschläge in der Erntezeit“, sagt Steffen Schwarz von The Coffee Store. „Dadurch kommt es zum Aufplatzen der reifen Kaffeekirschen am Baum, die faulen oder zu Boden fallen. Zweitens ist das Problem, dass man in dem Moment die Ernte einstellen muss, weil sich neue Blüten bilden durch den Regen. Und diese neuen Blüten wären dann gefährdet, wenn man die Pflücker einfach in die Pflanzen ließe. So würde man die nächste, die kommende Ernte beschädigen.“

Viele wollen am Kaffee mitverdienen

Mit anderen Worten: Es kommen weniger Kaffeebohnen auf den Markt. Weniger Angebot, hohe Nachfrage – das macht den Kaffee teurer. Und was man auch nicht vergessen darf: Der Einzelhandel will am Kaffee verdienen, auch die Händler und Kaffeeröster, die Plantagenbesitzer wollen auf ihre Kosten kommen und es müssen die Frauen und Männer bezahlt werden, die auf den Kaffeeplantagen arbeiten. Den mit Abstand größten Anteil an den Kaffeepreisen nehmen Steuern, Zölle und letztendlich auch die Frachtkosten ein.

Kaffeehandel an der Börse

Kaffee wird auch an der Börse gehandelt, hauptsächlich an der Londoner und an der New Yorker Rohstoffbörse. Da werden keine Kaffeesäcke hin und hergeschoben, sondern das sind sogenannte „Waren-Termingeschäfte“. Das bedeutet, dass eine bestimmte Menge Kaffee mehrmals den Besitzer wechseln kann, ehe der letzte in der Bieterkette den Kontakt dann wirklich einlöst und sich damit den Kaffee endgültig sichert.

„Auch an den Terminmärkten sind die Kaffeepreise sehr deutlich angestiegen dieses Jahr“, beobachtet Benedix. Wenn man die Inflation herausrechnet, dann ist der Preis für Arabica-Bohnen zwischenzeitlich so hoch gestiegen wie seit 1977 nicht mehr.

Verbraucher müssen mehr bezahlen

An den ungünstigen Wetterbedingungen dürfte sich in den kommenden Jahren wenig ändern – im Gegenteil. Durch den Klimawandel dürften Wetterextreme noch zunehmen – mit den entsprechenden Folgen für die Kaffeepreise, glaubt Schwarz. „Zum anderen haben wir eine Zunahme des Konsums in den Emerging Markets. Das sind meist die Kaffeeproduktionsländer. Und als letzten Grund haben wir erheblich gestiegene Logistikkosten, die zum Teil das Sechs- bis Zehnfache erreicht haben von den Preisen, die wir noch vor der Corona-Pandemie hatten.“

Die Folgen davon bekommen die Verbraucher mit etwas Zeitverzögerungen zu spüren. Lebensmittelgiganten wie Nestlé oder Kaffeeröster wie Tchibo haben bereits damit begonnen, ihre Preise nach oben anzupassen, um für sie die Auswirkungen der teuren Kaffeebohnen etwas abzumildern.



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